Bodyshaming meint jegliche Form von Diskriminierung, Beleidigung, Mobbing oder Demütigung aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes einer Person.
Die häufigste Form des Bodyshamings ist dabei das „innere Bodyshaming“, welches die Kritik am eigenen Körper beschreibt. Dies ist ein Resultat verschiedener Faktoren, wie Beispielweise die unrealistische Darstellung von Körpern auf Social Media und das gesellschaftliche Idealbild eines Menschen.
Als „öffentliches Bodyshaming“ wird dabei die direkte und öffentliche Bloßstellung einer Person bezeichnet. Das kann sich in direkten Mobbing aber auch in Kommentaren („Iss mal mehr/weniger!,…) äußern.
Unsere Gesellschaft assoziiert das äußere Erscheinungsbild nach wie vor mit Charaktereigenschaften. Adipösen Menschen wird oft zugeschrieben, dass sie faul, willensschwach und undiszipliniert seien. Dabei wird ihnen eine große Selbstschuld an ihrem Gewicht gegeben. Dünnen Menschen wird dahingegen oft gesagt, dass sie krank oder sogar magersüchtig aussehen würden. Aktivist*innen kämpfen dafür, dass solche Vorurteile auch gesetzlich verbindend verboten werden.
Adipositas ist eine chronische Krankheit, die definiert ist als ein über das „Normalmaß“ hinausgehende Gewicht einer Person. Das wird oft am Body Mass Index (BMI) festgelegt, welcher jedoch schon seit längerer Zeit in Kritik steht. Dieser soll ein „gesundes“ Gewicht einer Person feststellen, ignoriert dabei aber wichtige Faktoren und ist somit nicht dafür geeignet.
Adipöse Menschen haben ein höheres Risiko an Krankheiten wie Herzinfarkten, Schlaganfällen, Diabetes,… zu erkranken. Aber auch an psychischen Krankheiten wie Depression oder Essstörungen.
Bodyshaming als geschlechterbedingtes Phänomen
Bodyshaming fängt schon im jungen Alter an. Eine Studie zeigt, dass Kinder im Grundschulalter bei der Auswahl von Sportmannschaften, basierend auf dem Aussehen, dickere Kinder unterbewusst zuletzt auswählen. Aber dort hört es nicht auf. Laut einer Studie fühlen sich 50% der amerikanischen 13-jährigen weiblich gelesenen Personen in ihrem Körper unwohl. Bei den 17-Jährigen sind es sogar fast 80%. In Deutschland sind die Zahlen ähnlich erschreckend. Ein Drittel der weiblich gelesenen Personen finden einen BMI unter 18 erstrebenswert (der „normale“ BMI liegt zwischen 19 und 25). Außerdem hat eine Studie festgestellt, dass 36% der weiblich gelesene Jugendlichen sich fett fühlen und 22% sogar Angst vor Gewichtszunahme haben.
Auch wenn weiblich gelesene Personen oft im Fokus von Bodyshaming stehen, werden männlich gelesene Personen auch für ihr Aussehen diskriminiert. Das gesellschaftliche Schönheitsideal ist bei männlich gelesenen Personen ein Anderes als bei weiblichen. Sie sollen eher groß, breit und muskulös sein. Laut einer Studie fühlen sich 20% der deutschen männlich gelesenen Jugendlichen fett und 15% haben Angst vor Gewichtszunahme. 23% der befragten männlich gelesenen Personen geben an, dass sie ein ungesundes Trainingsverhalten haben, um Muskeln aufzubauen.
Fat Shaming
Fat Shaming ist eine Art von Bodyshaming, in der dicke Menschen diskriminiert werden. Sie werden oft als faul und/oder willensschwach angesehen.
Neben verbalen Diskriminierungen wirkt sich Fat Shaming auf Betroffene auch im Alltag aus. Zum Bespiel sind Fitnessgeräte oder auch Sitzmöglichkeiten in Bahnen, Flugzeugen, etc. nicht für dicke Menschen ausgelegt. Die Diskriminierung hört dort aber nicht auf, sie wirkt sich auch auf die Jobsuche und medizinische Behandlungen aus. Durch die zugeordneten Charaktereigenschaften, werden adipöse Personen oft im Berufsleben benachteiligt. Im medizinischen Bereich kann eine solche Diskriminierung sogar lebensgefährlich werden, denn gesundheitliche Beschwerden werden oft auf das Übergewicht geschoben und nicht ernst genommen.
„Wir wissen, dass in Kulturen, in denen starkes Übergewicht eher gesellschaftlich akzeptiert wird, die Menschen weniger psychisch krank sind aufgrund ihrer Adipositas.“
Psychologin Luck-Sikorski
Skinny Shaming
Skinny Shaming ist das Gegenstück zum Fat Shaming. Hier werden dünne Menschen diskriminiert. Sie werden oft als krank, unterernährt oder sogar magersüchtig abgetan.
Oftmals fängt Skinny Shaming mit der Pubertät an. Wenn Körper anfangen, sich zu verändern, kommen die ersten Kommentare wie: „Boah, bist du flach“ oder „Iss mal mehr. Du bist ja nicht mehr als Haut und Knochen“. Betroffene Personen versuchen oft ihren Körper unter weiten Kleidungsstücken oder auch Push-up BHs zu verstecken. Diese Diskriminierung zieht sich durch das ganze Leben, aber anders als beim Fat Shaming bleibt es meistens bei gemeinen Sprüchen und abfälligen Blicken.
Auswirkungen von Body Shaming
- Essstörungen
- Depressionen
- Schlafstörungen
- Angstzustände/Panikattacken
- Minderwertigkeitsgefühle
- Rückzug aus dem sozialen Leben
- übermäßiges Work-out
- Suizidale Gedanken bis hin zum Suizid
Body Positivity
Die Idee bei Body Positivity ist es, seinen Körper so wie er ist, zu lieben. Außerdem sollen im Rahmen der Bewegung alle Körper empowert werden.
#BodyPositivity ist eines der meist genutzten Hashtags auf Social Media und somit eine der größten Bewegungen in den Sozialen Netzwerken. Es geht darum, eine neue Definition von Schönheit und Idealbildern in der Gesellschaft zu etablieren.
Obwohl die Message der Bewegung eine sehr positive ist, kann sie enormen Druck auf Menschen ausüben. Sie können sich gezwungen fühlen, ihren Körper lieben zu müssen, obwohl sie dies nicht tun. Einen Körper zu lieben, kann man nicht in kürzester Zeit erreichen. Es handelt sich um einen jahrelangen Prozess, der über das rein Optische hinausgeht.
Body Neutrality
Im Unterschied zu Body Positivity geht es bei Body Neutrality darum, jeden Körper zu akzeptieren und nicht zu werten.
Die Bewegung ist noch sehr jung und nicht weit verbreitet. Sie soll zu einem gesünderen Selbstverständnis des Körpers in der Gesellschaft führen. Eine Idee der Bewegung ist es, das Aussehen nicht mehr in die Wertung eines Menschen einzubeziehen. Ein neutraler Umgang mit dem menschlichen Körper gilt als erstrebenswert.
Strategien für den Umgang mit Body Shaming
- Social Media Accounts entfolgen, die möglicherweise zum Vergleich des eigenen Körpers und einer Wertung anregen
- Folge Accounts, die Body Positivity bewerben und suche einen safe space im Internet
- Bilde dich und Andere weiter
- Spreche unangemessenes Verhalten an
- Löse dich von dem Schuldgefühl, dass du dem gesellschaftlichen Schönheitsideal nicht entsprichst
- Pass auf, wie du über dich und andere Redest.
- Falls nötig, hol dir Hilfe oder auch psychologische Begleitung (z.B. Nummer gegen Kummer: 116111)
- Der Weg zur Akzeptanz deines Körpers startet bei dir!